Leise klappern an diesem Sonntag auf dem Friedhof Am Hallo die Schaufeln, es plätschert die Gießkanne und auch ein robuster Hammer bleibt nicht ungenutzt, als drei Menschen an der Neugestaltung eines Grabes am oberen Ende der Anlage arbeiten. Doch es ist nicht irgendein Grab.
Es gehört zu Ebi, der im Januar 2018 verstarb. Am Grab stehen sein Sohn Odor, Anna Pein vom Verein für verletzte Kinder-Seelen e.V. und Nico Jan Sobotta, Inhaber des Trauerhauses Sobotta im Südviertel. Das Klopfen stammt von einem großen Hammer, mit dem der Bestatter den Grabstein in der Erde verankert.
“Das Grabmal hat Odor selbst gestaltet”, berichtet Anna Pein, die bereits seit zehn Jahren Kinder und ihre Familien in Trauerphasen begleitet. Seit zwei Jahren kennt sie Odor nun, der mit seinen 14 Jahren bereits viel erleben musste und sich auch selbst nicht immer für den geraden Weg entschieden hat. Nach dem Tod des Vaters lebte er eine Zeit im Heim, bevor er nach etwa einem Jahr zurück zu seiner Mutter zog. Heute lebt er abwechselnd dort und bei seinem Onkel. “Das Heim hat mich damals kontaktiert und seither unterstütze Odor dabei seine Trauer zu verarbeiten”, berichtet Pein. Die Grabgestaltung ist dabei ein wichtiger Faktor. Oft kommen die beiden auf den Friedhof und pflanzen Blumen. Dabei fiel auch auf, dass das hölzerne Grabmal bereits verwitterte. “Ich habe dann das Trauerhaus Sobotta kontaktiert und um Unterstützung gebeten. Herr Sobotta war sofort dazu bereit.” Das neue Grabmal, hergestellt von der Firma Bollermann Grabmale, zieren das Wort Freiheit sowie die Rune für “Vater”, so berichtet Odor. Es ist kein klassischer Grabstein, sondern aus Stahl und eine fast quadratische Platte. An allen vier Ecken hat es unten Stahlstäbe, welche im Boden vergraben werden. Hierfür hat Odor selbst Hand angelegt und auch bei der Ausrichtung mit der Wasserwaage geholfen. Die Kosten tragen der Verein sowie das Trauerhaus Sobotta. Den Zeiteinsatz an diesem Tag erbringt Sobotta, der auf die Bestattung von Kindern spezialisiert ist, ehrenamtlich und erklärt dem Jugendlichen jeden Schritt. Er selbst hat seinen Vater mit 19 Jahren verloren und erinnert sich noch gut an die Zeit danach. Als, nach eigener Aussage, jüngster selbstständiger Bestatter in Essen liegen ihm die Trauernden aufrichtig am Herzen. “Für mich ist es ein Traumjob, weil ich etwas Gutes tue”, sagt er. Odor habe immer an Gott geglaubt und er wolle ihm zeigen, dass es sich lohne auch an die Menschen zu glauben, so der 33-Jährige.
“Das sieht richtig geil aus”, sagt Odor, als er auf das, nun noch mit Blumen und Kieselsteinen verzierte, Grab hinab blickt und zum ersten Mal an diesem Morgen schwingt bei dem jungen Teenager Stolz in der Stimme mit. Er stellt eine Kerze unter die Grabplatte, deren Licht durch die Stanzungen fällt. Nun leuchtet der Fußball, der für das gemeinsame Hobby von Vater und Sohn steht. “Das Grab ist auf jeden Fall ganz besonders”, befindet auch Anna Pein, die sich sehr für ihren Schützling freut und ebenfalls stolz auf dessen Leistung ist.
Wenn Sie den Verein für verletzte Kinder-Seelen e.V. unterstützen möchten, finden Sie auf dessen Homepage die Kontaktdaten sowie die Angaben zu einem Spendenkonto.